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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 245

1902 - Karlsruhe : Lang
— 245 — sich der Stadt Hagenau und brachte das ganze Elsaß in die Gewalt des Staufeu. Dem Herzoge erkannte Friedrich Ii. für seine treuen Dienste 4000 Mark zu und gab ihm Rosheim zum Pfande. Y. Das Aeichsl'and zur Zeit Iludol/s von Kabsöurg. Nachdem der letzte Hohenstaufe auf dem Marktplatze in Neapel hingerichtet worden war, wurde für Schwaben und Elsaß kein Herzog mehr ernannt. Die höchste Gewalt übte von jetzt an im Elsaß ein Landgraf aus. Er mußte im Namen des Kaisers die Schwachen wider die Angriffe der Starken beschützen, die Wege vor Räubern sichern, den Handelsleuten die Straßen offen halten, Richter, Beamte und Schultheißen ernennen. Ein solcher Landgraf im Elsaß war Rudolf von Habsburg, ein Nachkomme des früher genannten Ratbod. In dieser Zeit gab es aber im Elsaß noch einen andern mächtigen Herrn; das war Walter von Geroldseck, Bifchof von Straßburg. Der hatte sich das Aufsichtsrecht über sämtliche Städte des Elsasses von den schwachen Nachfolgern Kaiser Friedrichs Ii. übertragen lassen. Damit waren aber die Städte nicht einverstanden, und am wenigsten Colmar und Straßburg. Durch Handel und Verkehr waren diese Städte mächtig geworden, sie wollten ihre eigenen Herren sein und niemand als den Kaiser über sich haben. In Colmar lebte zu jener Zeit ein Mann aus Türkheim, namens Rösselmann, der als Schultheiß der Stadt an der Spitze des Gemeinwesens stand. Er war ein Feind des Bischoss, weil er ein Freund der städtischen Freiheiten war. Doch der Bischos war zunächst noch stärker; Rösselmann mußte fliehen und begab sich nach Ensisheim zu Rudolf von Habsburg. Ihn wußte Rössel-mann zu überreden, gegen Colmar zu ziehen und die Bischöflichen mit Waffengewalt zu vertreiben. Dem Grasen war das recht, und er sandte seine Leute nordwärts gegen Colmar. Rösselmann aber ließ sich in einem Fasse in die Stadt hineinfahren, und die_ Torknechte, die glaubten, es wäre Wein in dem Fasse, ließen den Wagen ungehindert ein. In der Nacht öffnete Röffelmann das Stadttor und zündete einen Bund Stroh an, den er auf einen Spieß gesteckt hatte, zum Zeichen, daß die Freunde durchs offene Tor ziehen könnten. Unter dem Feldgeschrei „Habsburg, Habsburg" drangen Rudolfs Leute in die Stadt und vertrieben die bischöflich Gesinnten. Damit hatte Walters Herrschaft ein Ende. Am andern Tag kam Gras Rudolf selber und nahm den Eid der Treue von den Bürgern entgegen. Röffelmann wurde wieder Schultheiß der Stadt. Die Anhänger des Bischoss machten noch einen Versuch, die Stadt zu gewinnen. Dabei war der Herr von Wineck ihr Anführer. Oberhalb Katzenthal stehen noch die Reste seiner Burg. An der

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 255

1902 - Karlsruhe : Lang
— 255 — das ihn verurteilte; und acht Henker stritten sich um das Vorrecht, ihm den Kopf abzuschlagen. Da feierte man ein fröhliches Osterfest im Jahre 1474, und überall hörte man das Lied singen: Christ ist erstanden! Der Landvogt ist gefangen! Des wollen wir froh fein, Sigismund soll unser Trost sein! Kyrie eleison! Damit war der Anschlag Karls des Kühnen auf das Elsaß mißlungen. Im Jahre 1475 wandte er sich gegen Lothringen und brachte eine Anzahl von Städten in seine Hände. Der Herzog von Lothringen, Renatus, mußte das Land verlassen; flüchtig kam er in das Elsaß und in die Schweiz, um Bundesgenossen zu suchen. Er brachte in der %at eine große Verbindung von Städten und Fürsten int südwestlichen Deutschland zusammen, und die elsässischen Städte stellten zahlreiche Truppen ins Feld. In zwei großen Schlachten bei Granson und Murten in der Schweiz wurde Karl der Kühne geschlagen. Bei Murten fochten Elsässer in den vordersten Reihen. Jetzt kehrte der Herzog von Lothringen in fein Land zurück und eroberte es wieder. Karl der Kühne zog gegen ihn, und bei Nanzig kam es im Jahre 1477 zwischen beiden Herzogen zur Entscheidungsschlacht. Es war ein furchtbarer Kampf; Karl stritt wie ein Löwe, allein er wurde geschlagen und floh. Die Lothringer eilten ihm nach, und als fein Pferd im Schlamme eines angeschwollenen Baches stecken blieb, wurde er von den Verfolgern getötet und ausgeplündert. So starb der gewaltige Gegner, der es aus die Eroberung des Reichslandes abgesehen hatte. 5. Kais er Sigismund in Straßburg. Ein freudiges Ereignis aus dem 15. Jahrhundert dürfen wir nicht vergessen. Es ist der Besuch Kaiser Sigismunds in Straßburg im Jahre 1414. Sigismund kehrte aus einem Kriege in Oberitalien nach Deutschland zurück. In Bafel schiffte er sich mit seinem Gefolge ein und kam unter dem Geläute sämtlicher Glocken durch den Rheingießeiv) in die Stadt. Bei dem Schlosse angelangt, stieg er ans und setzte sich zu Pferde. An dem Landungsplätze standen die versammelte Geistlichkeit im höchsten Ornat, die fünfte mit Stangkerzen.**) Außerdem harrten mehrere Fürsten und die Herren der Stadt auf die Ankunft des Kaisers. Sigismund ritt dem Münster zu und hätte gern sein Inneres betreten. Allein die dichtgedrängte Menge konnte sich nicht ,*) Rheinarm, der Straßbnrg ehedem mit dem Rheine verband. **) Kerzen, die auf Stangen gesteckt waren.

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 182

1911 - Breslau : Hirt
182 bergang zur Neuzeit. Kurfrsten zum rmischen König gewhlt. Er war edel und ritterlich gesinnt, der erste Ritter seiner Zeit" und spter als der letzte Ritter" ge-feiert; krperlich gewandt und persnlich tapfer, ein leidenschaftlicher Jger und trefflicher Schtze, sprachenkundig, voll Sinn fr Poesie, fr die Wissenschaften und Knste ttig und sie selber ausbend, aber bei aller Gre im einzelnen und allem Unternehmungsgeist doch kein Staatsmann und kein Feldherr, wie ihn die Zeit erforderte. In Deutschland all-gemein beliebt, war er in seinen politischen Plnen ausschlielich Habs-burger. Er ist der Grnder der Habsburgischen Weltmacht. Er vereinigte die smtlichen deutschen Besitzungen seines Hauses wieder in seiner Hand, die beiden sterreich, Steiermark, Krnten, Krain, Tirol und die Besitzungen in Schwaben, im Breisgau und im Sundgau. Wien, das unter seines Vaters Regierung von Matthias Corvinus von Ungarn besetzt worden war, brachte er in den Wirren nach des Knigs Tode wieder an sich. Er erhielt die Anwartschaft auf die Nachfolge in Bhmen und Ungarn. Das Reich wurde damals von groen ueren Gefahren bedroht, von Osten drangen die Trken vor, von Westen Frankreich und Burgund. Schon 30 Jahre nach dem Fall von Konstantinopel (1453) kmpfte Maximilian mit ihnen in Krnten. In der ganzen Christenheit verbreitete sich der Schrecken ihres Namens, als jetzt ihre Angriffe auf Ungarn und das Reich begannen. Das Burgundische Reich und die Grndung der habsburgischen Weltmacht. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches Lothars entstand im 14. und 15. Jahrhundert ein Zwischenreich zwischen Deutschland und Frankreich, das Herzogtum Burgund. Die Herzge entstammten der franzsischen Knigsfamilie. Ihr ur-sprngliches Gebiet lag an den Flssen Sane und Rhone. Philipp der Khne, der Sohn Johanns von Frankreich, hatte von seinem Vater 1363 das franzsische Herzogtum Burgund und von Karl Iv. die zum Deutschen Reiche gehrende Freigrafschaft Burgund (Franche comt) erhalten. Durch glckliche Ehen und Erbschaften erwarben seine Nachkommen fast die smtlichen Herzogtmer und Grafschaften in den Niederlanden hinzu. Ihren Einnahmen aus den durch Industrie und Handel blhenden Stdten verdankten sie es, da sie die reichsten Fürsten Europas wurden. Schon Philipp der Gute (14191467) hatte die Absicht, die ge-samten Lande zu einem unabhngigen lothringischen Knigreiche zu erheben. Seinem Sohne Karl dem Khnen (1467 -1477) schien die Verwirklichung zu gelingen. Er trat mit Friedrich Iii. 1473 hierber in Trier in Unterhandlung; er forderte die Erhebung zum Könige und bot ihm dafr die Hand seiner Tochter Maria fr seinen Sohn Maximilian. Aber die Begegnung fhrte zu keinem Ergebnis. Durch die Eroberung von Lothringen gewann Karl bald darauf die Verbindung zwischen der Nord- und Sdhlfte seiner Besitzungen. Doch verfeindete er sich alle seine Nachbarn. Schon 1469 hatte er die vordersterreichischen Gebiete durch ein Darlehn an sich gebracht und dort einen Statthalter, Peter von Hagenbach, eingesetzt, der durch seine Tyrannei die Bevlkerung der-

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 39

1884 - Straßburg : Bull
— 39 — die angesehensten Geschlechter Frankreichs vertreten. Wie schon 80 Jahre vorher den sogen. Engländern, so erschienen auch ihnen die gesegneten Gefilde des Oberrheins als gute Beute und um so mehr, da die kaiserliche Gewalt in Deutschland auf unsicherem Boden stand. Außerdem waren die Ritter im Elsasse dem Einrücken der Armagnacs gar nicht abgeneigt, da auch sie einen Anteil an der reichen Beute zu erlangen hofften. Zn Finsiingen, an der Straße von Lothringen nach Zabern, dort, wo sich die Vogesenpässe nach dem Elsasse offnen, hatte Herr Hans seinen Sitz. Er war es, welcher im I. 1439 den Armagnacs den Wegweiser nach den reichen Fluren des Elsasses abgab. Es war ein Heer von 12 000 gutbewaffneten Reitern, das Volk aber nannte sie spöttisch nur d.ie armen Gecken, da ihr Prunk und Glanz nur ein erstohlener wäre und sie ihre Armut nur durch Raub und Mord verdecken könnten. Aber bitter mußte das Volk diesen Spott bezahlen. Drei Wochen lang zogen die Armagnacs wie Mordbrenner im Lande umher, sengten und plünderten, wohin sie nur kamen und raubten dem Landmanne seine mühsam erworbene Habe. Gleich anfangs hatte sich ihnen ein Straßburgisch es Heer entgegengestellt, es mußte aber der Übermacht weichen. Endlich zogen die bösen Gäste ab, nachdem das ganze Elsaß verwüstet war. Die heimgekehrten Ritter erzählten am französischen Hofe von den reichen Städten am Rhein, und wie wenig Schutz ihnen der Kaiser zu verleihen vermöge. Natürlich wurde der König verlockt, lüsterne Blicke nach dem schonen Elsasse zu werfen, und nur zu bald bot sich ihm eine Gelegenheit, das Land kennen zu lernen. Auf Sigismund war nach der kurzen Regierung Alberts Friedrich von Steiermark als Kaiser gefolgt, ein Mann, der während feiner mehr als 50jährigen Regierung dem Reiche wenig genützt, aber viel geschadet hat. Unter seiner Vormundschaft stand Sigismund von Österreich, Graf von Tirol, Breisgau, Sundgau und Elsaß. Dieser war verlobt mit der Tochter des Königs von Frankreich. Fortwährend lag er im Streite mit der Schweizer Eidgenossenschaft, und da selbst der Kaiser nicht Macht genug besaß, um sie zu bezwingen, so schloß der letztere einen Bund mit Frankreich, wonach er 5—6000 Mann Kriegshülfe erhalten sollte. Aber statt 5000 Mann rückten im I. 1444 gegen 40000 von jenen Armagnacs ein, an deren Thaten sich das Volk noch lebhaft erinnerte. Jetzt bekamen sie gar Namen, wie Kehlabschneider und

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 22

1884 - Straßburg : Bull
— 22 — führten die Kaiser selbst die Verwaltung von Schwaben und Elsaß, so Friedrich Ii., Heinrich Vii. und Konrad Iv. Nur der unglückliche Konradin, der letzte Hohenstause, vermochte nicht die Krone, die seine Väter besessen hatten, zu erlangen. Er endete als Herzog von Schwaben und Elsaß sein jugendliches Leben auf dem Schafott zu Neapel 1268. In der Zeit der Hohenstaufen traten im Elsasse neben den Herzogen die Landgrafen bedeutender hervor. Sie hatten die Pflege der Gerichtsbarkeit in den dem deutschen Reiche unmittelbar untergebenen Gebieten. Die Landgrafschaften waren geteilt; die eine bestand im Niederelsasse, die andere im Oberelsasse. Dort besaßen sie die Grafen von Werth und nach ihrem Aus-sterben in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Grafen von Otlingen, welche 1362 jhre Anrechte an Johann von Lichten -berg, den Bischof von Ttraßburg, verkauften. Im Besitze der ober-elsässischeu Landgrafschaft waren die Grafen von Habsburg, die sich durch Heiraten, Verträge, Erbschaften, wie durch Sparsamkeit und Mut eine rasch wachsende Macht erworben hatten. So fielen namentlich die Besitzungen der Herren von Pfirt, deren Geschlecht im Anfang des 14. Jahrhunderts ausstarb, an die Habsburger. Diese umfaßten den heutigen Sundgau, also Pfirt, Alt-kirch, Mülhausen, Thann, St. Amarin, Masmünster, Belfort. Durch diesen bedeutenden Besitz gewannen die Habsburger den größten Einfluß auf die Schicksale des Elsasses. Unter den Hohenstaufen, besonders unter Friedrich Ii., erwachte im Elsasse städtisches Leben und entwickelte sich zu herrlicher Blüte. Es erhoben sich eine Menge städtischer Gemeinwesen, die alle unmittelbar unter dem deutschen Reiche stehen wollten. Voran ging Straßburg. Der Rhein, der heute mehrere Kilometer östlich von der Stadt fließt, ging zur Zeit der Römer dicht an dem alten Kastell vorüber. Der Hauptverkehr war jedoch nicht ans dem Rhein, sondern auf der Jll, au der sich nicht weniger als 1500 Fischer niedergelassen hatten. Außerdem zog hier die Hauptstraße über den Rhein, wonach die Stadt die Burg an der Straße, Straßburg, genannt wurde. Straßburg war Residenz der Bischöfe, welche der Bürgerschaft gegenüber große Rechte hatten. Ihnen sind die ersten Anfänge des städtischen Gemeindewesens zu danken. Sie ernannten die Richter und den Schultheißen, die erste obrigkeitliche Person. Jeder Bürger war dem Bischof zu Herrendiensten wäh-

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 24

1884 - Straßburg : Bull
— 24 — stadt, Hagenau, Weißenburg, Lauterburg, Mülhausen. Sie wollten sich den Frieden, den weder Kaiser noch Reich herstellen konnten, selbst verschaffen. Dies erschien aber dem gesamten kleineren Adel als unerträgliche Anmaßung. In dieser stürmischen Zeit (1260) bestieg Walther von Geroldseck den bischöflichen Stuhl zu Straßburg. Er war ein kühner, ehrgeiziger Herr, der auch das Schwert gut zu führen verstand. L>ein Geschlecht war unter den Hohenstaufen zu großem Reichtum gekommen und dem Bürgerstande nicht besonders geneigt. Kaum war er zum Bischof ernannt, so begann er eine genaue Untersuchung der Rechte, welche die Straßburger Bürger ausübten. Manche wollte er ihnen verkürzen; ja sie sollten nicht einmal freies Wahlrecht haben. Die Städter aber hielten fest an ihren wohlerworbenen Gerechtsamen. Immer heftiger wurde der Streit, bis Walther die Stadt verließ, allen Geistlichen befahl, ihm zu folgen, und Bann und Interdikt über Straßburg verhängte. Er sammelte ein Heer; viele edle Herren zogen ihm zu Hülfe, unter ihnen der Bischof von Trier und Rudolf von Habsburg, der Laudgraf vou Oberelsaß. Aber auch Straßburg wurde unterstützt, denn die übrigen Städte sahen sich ebenfalls bedroht, da Walther sich die Oberaufsicht über sämtliche Städte des Elsasses hatte übergeben lassen. Im Juli 1261 machten die Bischöflichen einen Sturm auf die Stadt, wurden aber mit großem Verluste zurückgeschlagen. Darauf trat ein Waffenstillstand ein. Während desselben entzweite sich Rudolf von Habsburg mit dem Bischof und trat auf die Seite der Städter. Dagegen vertrieb in Colmar die bischöfliche Partei den Schultheißen Rösselmann, der^ es mit den Ltraßbnrgern hielt. Doch der unverzagte Schultheiß beschloß auf jede Gefahr hin wieder in die Stadt zu kommen. Er wandte sich an Rudolf vou Habsburg, der die Führung der Straßburger Bürger übernommen hatte, um Unterstützung. Rudolf rückte mit einer Heeresabteilung vor Colmar. Bei Nacht ließ sich Röffelmann in einem Fasse in die Stadt fahren, vereinigte sich mit seinen Anhängern, übersiel die Wache an einem Thore und ließ durch dasselbe Rudolf ein. Unter dem Rufe: Es lebe Habsburg! besetzten die Truppen die Stadt. Die Bischöflichen wurden vertrieben und Rösselmann trat wieder in sein Amt ein. — Walther hatte unterdes seine Truppen rings um Straßburg verteilt, um den Bürgern die Zufuhr abzuschneiden. Vergebens suchte

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 26

1884 - Straßburg : Bull
— 26 — Deutschland die höchste Unordnung. Kein deutscher Fürst mochte die Kaiserkrone annehmen. Ein jeder suchte sich nur auf Kosten des andern zu erheben und zu bereichern. Gewalt ging überall vor Recht. Es war die schreckliche Zeit des Faustrechts, wo Sieger der war, welcher die stärkste Faust führte. Diese traurigen Zustände riefen die Sehnsucht nach einem tüchtigen Kaiser wach. So wählten i. I. 1273 die deutschen Fürsten den Grasen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Rudolf belagerte gerade die Stadt Basel, als ihm die Gesandten die Botschaft brachten, daß ihn die zu Frankfurt versammelten Fürsten einstimmig gewählt hätten. Die Nachricht kam auch bald in die Stadt Basel. Sogleich öffneten die Bürger die Thore, der Bischof söhnte sich mit seinem neuen Herrn ans, die Gefangenen wurden zurückgegeben und Rudolf hielt unter dem Jubel der Einwohner seinen Einzug in die Stadt. Die Baseler leisteten ihm den Eib der Treue und brachten eine große Summe Gelbes als Ehrengeschenk bar. Nach-bent Rubolf in Aachen gekrönt worben war, kam er auch nach Straßburg, wo er glänzenb empfangen würde. Häufig verweilte er in biefer Stadt, ebenso in Hagenau, Rappoltsweiler und Ensis-heim. Er kannte sehr wohl die Bebeutung, welche das Elsaß für Deutschland hatte und versäumte beshalb nichts, um die Provinz fest mit dem Reiche zu verketten. Mehrmals kam er in das Laub, um ausgebrochene Streitigkeiten zwischen Städten und eblen Herren zu schlichten. In der Zeit des Faustrechts hatten sich viele Ritter feste Burgen gebaut, von benen aus sie die Städter arg plagten und ihren Hanbet störten. Rubolf gab beshalb vielen Städten bebeutenbe Vorrechte und stellte sie unmittelbar unter das beutfche Reich. Manche bekamen sogar das Münzrecht und das Recht über Leben und Tod. Da aber die einzelnen Stabte zu schwach waren, um sich mit Erfolg gegen die Übergriffe der Burgherren zu verteibigen, so verbanben sie sich und der Kaiser gab ihnen einen gemeinsamen Schutz in der Person des Laubvogts. Dieser hatte später seinen festen Sitz zu Hagenau. Außer Hagenau gehörten zu dem Bunbe: Colmar, Schlettstabt, Weißenburg, Mülhansen, Oberehnheim, Rosheim, Münster, Kaysersberg und Türkheim. Straßburg staub für sich allein und wußte sich selbst zu schützen. Noch kurz vor seinem Ende besuchte Rubolf die Stadt Straßburg und als er aus dem Thore ritt, rief er noch: „Lebe wohl, Stadt! Lebt wohl, meine lieben Bürger!" In bemfelben

8. Elsässische Geschichtsbilder - S. 29

1884 - Straßburg : Bull
— 29 - wohllöbliche Rat der Stadt mißtrauisch, er möchte noch anderswo eine solche Uhr bauen und dadurch den Ruhm Straßbnrgs schmälern. Die Ratsherren beschlossen also, den Meister unschädlich zu machen. Er wurde der Hexerei angeklagt und bald brachte ihn auch die Folter zum Geständnis. Die Richter verurteilten ihn zur Blendung. Ehe ihm aber das Augenlicht genommen wurde, bat er, sich noch einmal sein Werk ansehen zu dürfen, was ihm auch gestattet wurde. Er trat heran, hob eine Kette aus und sogleich schnurrten alle Räder ab; die Uhr ging nicht mehr. Erft ein neuer Meister brachte sie wieder in Ordnung. — Die Uhr zählte mit dem Münsterturme zu den sieben Wuuderu Deutschlands. Die übrigen fünf waren: Der Cölner Dom, die Ulmer Orgel, die Frankfurter Messe, die Nürnberger Industrie und die Augsburger Baukunst. Elsaß unter den ersten Nachfolgern Rudolfs. (1291—1348.) Nach dem Tode Rudolfs von Habsburg brachen die Unruhen, die dnrch seine Klugheit und sein kräftiges Regiment niedergehalten waren, mit erneuerter Heftigkeit wieder los. Immer aber hielten die Elsässer treu zu dem habsbnrgischen Hanse. Als daher nach Rudolf nicht sein Sohn Albrecht, sondern Adolf von Nassau zum deutschen Kaiser erwählt wurde, fand dieser große Schwierigkeiten, um im Elsasfe sein Ansehen geltend zu machen. Mit Gewalt mußte er sich Anerkennung verschaffen. Seine Beamten behandelten die Einwohner sehr strenge, so daß bei allen seine Regierung nur Unzufriedenheit erregte. Als daher i. I. 1298 Albrecht von Österreich ein Heer gegen Adolf rüstete, schickte sogleich auch das Elsaß bedeutende Unterstützung. Elsässische Truppen kämpften in der Schlacht bei Göllheim auf Seiten Albrechts. Adolf verlor Krone und Leben in dieser Schlacht. Albrecht bestieg den Kaiserthron. War nun auch Albrecht zur Herrschaft gekommen, so hörten doch die Unruhen im Elsasse nicht auf. Bald zog der Bischof von Straßburg gegen eine Stadt zu Felde, bald lag Basel mit dem Landgrafen von Ober-Elsaß in Fehde, bald bekriegten die Ritter die Städte. Zur Abwehr schloß Albrecht im I. 1301 mit den Bischöfen von Straßburg und Basel, den Landgrafen von Ober- und Niederelsaß, den Städten Straßburg und

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 30

1884 - Straßburg : Bull
— 30 — Basel einen Vertrag. In diesem verpflichtete sich Albrecht auf sein königliches Wort, die andern durch einen Eid, während vier Jahren Frieden zu halten. Dieser Vertrag wurde erneuert 1310 unter Heinrich Vii., dem Nachfolger Albrechts. Als Heinrich 1313 starb, stellte die eine Partei Ludwig den Bayer, die andere Friedrich den Schönen von Österreich als Kaiser auf. Friedrich wurde besonders von seinem Bruder Leopold, dem Landgrafen von Elsaß, unterstützt. Bei Mühldorf kam es zwischen den beiden Gegnern zum Entscheidungskampfe. Friedrich wurde besiegt und gefangen genommen. Seine Freiheit mußte er mit dem Verzicht auf die Krone erkaufen. — Während der folgenden Jahre wurde das Elsaß zwar von keinen Kriegsunruhen aufgeregt, aber Pest und Hungersnot wüteten im Lande und rafften Tausende dahin. In dieser Zeit gingen auch in dem Städtewesen bedeutende Bewegungen vor sich, was wir am besten in Straßburg beobachten können. Die Zorn und Mülnheim. (1332.) In den Städten hatte sich immer mehr ein Stand herausgebildet, der bisher nur von untergeordneter Bedeutung gewesen war — der Stand der Handwerker. Sie waren durch Fleiß und Sparsamkeit zu einer gewissen Wohlhabenheit gelangt, und beanspruchten demnach auch Vertretung in dem Rate der Stadt. Die einzelnen Gewerbe bildeten Verbindungen, die man Zünfte nannte. Deren gab es in Straßburg 25. Wenn auch Straßburg seine Verwaltung frei und unabhängig führte, so fiel doch die Leitung nur hervorragenden Familien, die den Adel der Stadt ausmachten, zu. Es war dabei natürlich, daß sich unter denselben bald Parteien bildeten. Dies waren die Geschlechter der Zorn und der Mülnheim mit ihren Anhängern. Sie versammelten sich des Abends in ihren Trinkstuben und besprachen die Angelegenheiten der Stadt. Oft aber kam es zwischen den beiden Parteien zu Streitigkeiten, die fast immer in Schlägereien ausarteten. Mußte ja doch 1321 ein neues Rathaus erbaut werden, weil das alte der Trinkstube der Mülnheimer näher lag als der der Zorn; denn die letzteren hatten, wenn es in der Ratssitzung zum

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 36

1884 - Straßburg : Bull
- 36 — um den Feind der Kälte und Hungersnot preiszugeben. Um das Land „aber von biesem Elenb zu befreien, schloß Herzog Leopolb von Österreich mit seinem Vetter Coucy einen Vergleich, wonach die Truppen das Elsaß verließen. Zahlreiche Scharen wandten sich nach der Schweiz, wo sie durch Hungersnot, Winter und die kühnen Thaten einzelner Gemeinben ihren Untergang fanben. Besuch des Kaisers Sigismund in Straßburg. (1414.) Im I. 1378 starb Kaiser Karl Iv.; ihm folgte sein Sohn Wenzel. Unter seiner Regierung war ein vollstänbig gesetzloser Zustanb im Reiche. Weltliche wie geistliche Fürsten und Herren bachten nur baran, ihre Macht zu vergrößern und schlossen zu diesem Zwecke Bündnisse untereinander al>. Diesen gegenüber thaten sich auch die Städte zusammen, so Straßburg, Hagenau, Schlett-stabt, Weißenburg und Oberehnheim. Ihrerseits machten nun die Stäbter selbst einen Einfall in das Gebiet des Kurfürsten von der Pfalz, wofür dieser aber das Elsaß verwüstete. Die fort-währenben Unruhen erregten bei den deutschen Fürsten große Un-zufriebenheit mit Wenzels Herrschaft, so daß sie ihn im I. 1400 absetzten. An seine Stelle würde Ruprecht von der Pfalz gewählt. Auch er vermochte, ungeachtet seiner trefflichen Eigenschaften, die Orbnung nicht herzustellen. Sein Nachfolger war Sigismunb. Im I. 1414 besuchte er Straßbnrg. Es war am Abenb des 7. Juli. Feierlich klangen die Glocken von dem Münsterturme, besten fast vollenbete Spitze noch das Gerüst verhüllte. Festlich waren die Straßen der Stadt geschmückt und zahlreiche Menschenmassen wogten durch die Gassen. Die Zünfte stauben am Rheingießen nach ihrem Range aufgestellt und der Schein der Fackeln spiegelte sich im Wasser wieber. Stolz kam das Kaiserliche Schiff herangeschwommen und hinter ihm noch viele anbere, auf benen der Rat der Stadt den Kaiser eingeholt hatte. Lauter Jubelruf begrüßte Sigismunb und wollte auch nicht enben, als der Kaiser an der neuen Brücke ans Land trat, sein Roß bestieg und mit seinem glänzenben Gefolge nach dem Münsterplatze ritt. Aber hier war das Gebränge so groß, daß er nicht Hinburch-kommen konnte. Erst nach dem Abenbschmans, nachbem sich das Volk verlaufen hatte, besuchte er den herrlichen Dom. Die Stadt
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